Klavier lernen leicht gemacht: Der ultimative Guide
Kapitel 4
Mit dem Klavierspielen beginnen
Klavier lernen leicht gemacht: Der ultimative GuideIm letzten Kapitel haben wir dich darauf vorbereitet, mit dem Spielen zu beginnen. Du sitzt nun in einer aufrechten, starken Haltung und hĂ€ltst deine HĂ€nde und Finger in der richtigen Position, um die Tasten anzuschlagen. In diesem Kapitel widmen wir uns dem Aufbau der Klaviatur, so dass du die Theorie in die Praxis umsetzen und deine ersten Melodien spielen kannst. Tipp: Gerade als AnfĂ€nger ist es wichtig, sich von Beginn an die korrekte Technik anzugewöhnen. Schau' deswegen gerne immer wieder zu Kapitel 3 - Richtige Technik und Haltung beim Klavierspielen zurĂŒck und adjustiere dementsprechend.
Ausgangspunkt und Orientierung
Sieh nach unten auf die Tasten. Jede Taste entspricht einer Note, aufsteigend in der Tonhöhe von links nach rechts auf der Klaviatur. Um einen ersten Ăberblick zu bekommen, hilft es, einen Blick auf die schwarzen Tasten zu werfen. Hier erkennst du ein sich abwechselndes Muster von jeweils zwei und drei schwarzen Tasten.
Die Tasten sind nach Buchstaben des Alphabets benannt. Jede weiĂe Taste direkt links neben den zwei schwarzen Tasten ist ein C. Finde das C links der zwei schwarzen in der Mitte der Klaviatur. Das ist das sogenannte "mittlere C" und dein wichtigster Orientierungspunkt am Klavier.
Lege nun deinen rechten Daumen auf das mittlere C und denk' dabei an die richtige Handhaltung aus Kapitel 3. Die linke Seite deines Daumens, nahe der Fingerspitze, berĂŒhrt die Taste. Deine restlichen vier Finger sind um den imaginĂ€ren Ball (oder das Knie) gekrĂŒmmt.
Aus dieser Haltung legst du deine restlichen Finger auf der Klaviatur ab, jeweils einen Finger auf einer Taste nach rechts ausgehend vom mittleren C. Deine Finger liegen nun auf den Tasten C, D, E, F, und G, in der sogenannten "C-Position". Das ist dein Ausgangspunkt fĂŒr deine ersten Melodien. Die schwarzen Tasten kannst du im Moment auĂer Acht lassen, wir kommen dazu spĂ€ter.
Die anderen Noten
Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass die Notenbezeichnungen dem Alphabet folgen. Das gleiche galt ursprĂŒnglich fĂŒr die beiden Noten unterhalb des Cs, nĂ€mlich A und B. Im 10. Jahrhundert wurde das B allerdings in zwei Töne aufgeteilt, ein tieferes B (b rotundum) und ein höheres B (b quadratum). Weil das Notenzeichen des höheren Bs einen quadratischen Bauch hatte und so optisch eher einem "h" Ă€hnelte, wurde der Ton im deutschen Sprachraum bald H genannt. Die schwarze Taste links davon blieb "B". FĂŒr internationale Notenbezeichnungen wirf' einen Blick auf die Infobox weiter unten zu diesem Thema.
Beim Klavierspielen starten wir auf der C-Position, weil viele einfache Songs bereits ausschlieĂlich mit diesen fĂŒnf weiĂen Tasten gespielt werden können.
Richter Fingersatz
In der C-Position ist es klar, welcher Finger welche Note spielt. Ab dem Zeitpunkt, an dem du zusĂ€tzliche Noten spielst, fragst du dich wahrscheinlich, welcher Finger auf welche Taste gehört. Die Antwort dazu ist nicht so einfach, denn es gibt nicht den einen richtigen Fingersatz. Im Gegenteil hĂ€ngt es von vielen Faktoren und vor allem vom jeweiligen StĂŒck ab, welcher Finger welche Taste spielt. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar hilfreiche Ăbungen, Tipps und Tricks. Wenn du unsicher bist, geh' gerne zu Kapitel 10 - Klaviermythen und hĂ€ufige Bedenken, wo wir genauer auf dieses Thema eingehen.
Die acht Noten von einem bis zum nÀchsten A bezeichnet man als Oktave (aus dem lateinischen "octo"). Probier' gerne aus, wie es sich anhört, die gleiche Note in verschiedenen Oktaven zu spielen. Du wirst merken, dass sie zwar höher und tiefer, aber ansonsten gleich klingen.
Wenn du dir die Klaviatur genau ansiehst, erkennst du, dass sich jedes C direkt links neben den beiden schwarzen Tasten befindet. Genauso findest du das F immer links neben der Gruppe aus drei schwarzen Tasten. Wenn du dieses Muster verstanden hast, oder einfach vom C ausgehend nach oben zĂ€hlst, kannst du jede weiĂe Taste auf der Klaviatur benennen. Die tiefste Note ist auf den meisten Instrumenten ein A oder C, aber am besten orientierst du dich immer am mittleren C, nachdem du in diesem Bereich am hĂ€ufigsten spielen wirst.
Bezeichnungen in anderen LĂ€ndern
In unterschiedlichen LĂ€ndern gibt es unterschiedliche Bezeichnungen fĂŒr die Noten der Klaviatur. Wenn du als Kind mit einer anderen Bezeichnung gelernt hast, nutze diesen Ăberblick, um die gröĂten Unterschiede der verschiedenen Bezeichnungen zu verstehen. Ansonsten kannst du diesen Teil gerne ĂŒberspringen.
Solfeggio / Solmisation
In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, RumĂ€nien und vielen ehemaligen Commonwealth-Staaten werden anstatt C, D, E, F, G, A, H, C die Bezeichnungen Do, Re, Mi, Fa, Sol, La, Si verwendet. Sie lassen sich besonders flĂŒssig singen und werden deswegen auch oft in Gesangsschulen verwendet.
Englische Notation
Im englischen Sprachraum wird weiterhin das B anstatt des Hs verwendet. Es gibt zusĂ€tzliche Unterschiede, wenn es an die Halbtöne, also die schwarzen Tasten geht, ĂŒber die wir hier erst spĂ€ter ausfĂŒhrlicher sprechen werden. So wird zum Beispiel der Halbton unter dem H, der im deutschsprachigen Raum als B bezeichnet wird, im englischen "b flat" genannt.
Wir beginnen zu spielen
Beginne damit, alle fĂŒnf Noten der C-position nacheinander zu spielen, zuerst von unten aufsteigend. Spiel' dabei jeden Ton voll an und lass ihn dann komplett ausklingen, bevor du zum nĂ€chsten Ton weitergehst. Denk' dabei an die Technik, die wir in Kapitel 3 besprochen haben. Als nĂ€chstes spiele die Noten absteigend, also beginnend mit dem höchsten Ton, oder lass' einzelne Töne bewusst aus. Achte dabei immer genau darauf, wie sich die VerĂ€nderung anhört und beim Anschlagen der Tasten anfĂŒhlt.
Experimentiere mit der Dynamik und daraus entstehenden LautstĂ€rke, indem du diese fĂŒnf Tasten sanfter und stĂ€rker anschlĂ€gst und sie dazwischen unterschiedlich lange hĂ€ltst. In der C-Position solltest du deinen Arm bis auf leichte Bewegungen im Handgelenk (siehe Kapitel 3) ruhig halten können, versuche also, hier bewusst entspannt zu bleiben.
Spiel' deine ersten Melodien
Bevor wir uns spĂ€ter im Detail mit dem Notenlesen auseinandersetzen, zeigen wir dir, wie du deine ersten Melodien mit einer vereinfachten Schreibweise spielen kannst. Beginne in der C-Position und leg' jeweils einen Finger von den Tasten C bis G auf der Klaviatur ab. Spiel' die unten angegebenen Noten eine nach der anderen. Halte jede Note gleich lang, auĂer es befindet sich ein Abstand dahinter, dann halte die Note dementsprechend lĂ€nger. Mach' dir keine Sorgen, wenn das am Anfang noch ein bisschen unbeholfen klingt, du spielst gerade deine allerersten (!) Melodien. In Kapitel 8 zeigen wir dir auĂerdem eine andere Methode, mit der du ein deutlich besseres GefĂŒhl fĂŒr die LĂ€nge der Noten und Pausen bekommen wirst.
Der unten angefĂŒhrte Song ist ein traditionelles StĂŒck namens "Aura Lee", dessen Melodie du vielleicht aus Elvis Presleys "Love Me Tender" wiedererkennen wirst.
C F E F G D G - F E D E F - - - C F E F G D G - F E D E F - - -
GlĂŒckwunsch! Du hast gerade deinen ersten Song gespielt!
Du willst gleich weitermachen? Probier' diese vereinfachte Version von Beethovens "Freude schöner Götterfunken".
E E F G G F E D C C D E E - D D -
E E F G G F E D C C D E D - C C -
Und gleich nochmal herzlichen GlĂŒckwunsch. Du hast soeben deinen zweiten Song und dein erstes klassisches StĂŒck gespielt.
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