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Klavier lernen – Dein Ratgeber für den Einstieg

Kapitel 1Wie du das richtige Klavier oder Keyboard wählstKapitel 2Methoden um Klavierspielen zu lernen Kapitel 3Richtige Technik und Haltung beim Klavierspielen Kapitel 4Mit dem Klavierspielen beginnenKapitel 5Notenlesen lernen am Klavier (Die Grundlagen)
Kapitel 6Klavier ÜbenKapitel 7 Ziele & Motivation beim KlavierspielenKapitel 8Noten, Zeitangaben und DynamikKapitel 9KlavierpedaleKapitel 10Fragen und Antworten zum Klavierspielen

Kapitel 10

Fragen und Antworten zum Klavierspielen

Klavier lernen – Dein Ratgeber für den Einstieg

Wir bei flowkey lieben es, mit den Nutzern unserer App in Kontakt zu treten. Wir erhalten eine Menge an Nachrichten, in denen sie uns Fragen stellen oder uns ihre Unklarheiten erläutern. In diesem Artikel findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen. Sie sollen dich bestärken, wenn du gerade erst mit dem Spielen beginnst und den einen oder anderen Mythos zum Thema Klavierspielen aus dem Weg räumen. Viele der hier aufgezählten Antworten findest du noch detaillierter erklärt in den anderen Artikeln des Ratgebers.

Frage: Wie oft sollte ich üben?

Antwort: Täglich, aber nicht zu lange. Das Ziel sollte sein, jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Dafür sind zu Beginn 20 Minuten am Tag gerade richtig. Es ist dabei nicht wichtig, wann du spielst – Hauptsache du schaffst es, diese Zeit in deinem Alltag unterzubringen. Wir wissen auch, dass sich das Leben nicht an einen planbaren Rhythmus hält. Wenn du es am Ende also schaffst, an fünf von sieben Tagen der Woche zu spielen, passt das perfekt.

Frage: Muss ich Notenlesen lernen?

Antwort: Nein, aber du schränkst dich unnötig ein, wenn du es nicht tust. Noten lesen und verstehen zu können, eröffnet dir völlig neue Möglichkeiten. Du lernst, eine universelle Sprache zu lesen und mit ihr zu kommunizieren. Das ermöglicht dir den Zugriff auf eine schier endlose Menge an Musik, die du früher oder später wahrscheinlich sogar vom Blatt lesen (oder spielen) kannst.

Wenn du hauptsächlich Akkorde zur Begleitung anderer Musiker spielen möchtest, ist es ratsam, sich mit alternativen Notationen wie der Akkord-Schreibung auseinanderzusetzen. Genauere Informationen dazu findest du in Kapitel 5 - Grundlagen des Notenlesens.

Frage: Wie weit sollte ich nach einem Jahr sein?

Antwort: Nach einem Jahr solltest du einfache, klassische Stücke und ein paar deiner fortgeschrittenen Lieblingssongs spielen können. Natürlich ist das keine genaue Angabe und tatsächlich ist die Lerngeschwindigkeit von Person zu Person unterschiedlich und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Sei dir sicher, dass du mit der richtigen Technik, täglichem, strukturierten Üben und dem Lösen von aufkommenden Schwierigkeiten nach einem Jahr ganz bestimmt stolz auf deinen Fortschritt sein wirst. Mehr zu diesem Thema findest du in Kapitel 6.

Die Wahrscheinlichkeit, schneller voran zu kommen ist außerdem höher, wenn du unserer Lernkombination aus Zielsetzung, Feedback und Belohnung aus Kapitel 7 folgst. Für Inspiration diesbezüglich google gerne den Journalisten Alan Rusbridger, der erst mit 56 Jahren zum Klavierspielen begonnen und bei einem Konzert die überaus herausfordernde Chopin-Ballade Nr. 1 erfolgreich gespielt hat.

Frage: Wie werde ich besser im beidhändigen Spielen?

Antwort: Übe zuerst mit beiden Händen alleine und erst dann gemeinsam. Beidhändiges Spielen zwingt deinen Kopf dazu, sich auf drei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren: Das korrekte Spiel der linken Hand, das korrekte Spiel der rechten Hand und die Koordination der beiden gemeinsam. Die gute Nachricht: Auch hier macht Übung den Meister. In Kapitel 6 findest du weitere Tipps zum Üben für das beidhändige Spielen.

Frage: Wie kann ich meine Fingerfertigkeit verbessern?

Antwort: Mit Tonleitern und speziellen Technikübungen. Deine Hände, Finger und Handgelenke bestehen aus Muskeln, Knochen und Sehnen. Die beste Technik, um deine Fingerfertigkeit zu verbessern, ist also regelmäßiges Training. Über die letzten Jahrhunderte hat sich das Üben mit Tonleitern bewährt – weil es funktioniert. Du findest Tutorials zum Üben mit Tonleitern in der flowkey App.

Eine andere Möglichkeit, um die Geschwindigkeit, Flexibilität und Kraft deiner Finger und Handgelenke zu verbessern, sind die Hanon-Übungen. Charles Louis Hanons Buch „Der Klaviervirtuose" enthält 60 Übungen von „Vorbereitungsübungen für Anfänger" bis hin zu „Effektive Übungen um die größten, technischen Schwierigkeiten zu meistern". Du findest sie an zahlreichen Stellen kostenlos im Internet.

Unabhängig von speziellen Übungen wird deine Fingerfertigkeit ganz automatisch besser je länger du spielst. Spiele Songs, die du liebst und die gleichzeitig anspruchsvolle Abfolgen beinhalten. Oder du suchst speziell nach Songs, die verschiedene technische Schwierigkeiten beinhalten, auch so wirst du automatisch mit der Zeit einen Unterschied merken. Wenn dir der Lernfortschritt durch das reine Spielen von Stücken zu langsam ist, ergänze deine Übungsroutine mit den oben genannten Techniken, um den Prozess zu beschleunigen.

Frage: Bin ich zu alt?

Antwort: Nein. Genau jetzt ist der richtige Moment, um anzufangen. Die Angst vor dem Scheitern ist Teil unserer menschlichen Psyche und hindert uns oft daran, Neues zu beginnen. Aber Angst ist tatsächlich der einzige Faktor hier, denn es gibt keinen logischen Grund, warum man ab einem bestimmten Alter kein Instrument mehr lernen sollte. Selbst wenn du bereits über 70 bist und deine körperlichen Fähigkeiten in Frage stellst, wollen wir an dieser Stelle die Unmenge an Studien hervorheben, die die positiven Auswirkungen des Klavierspielens auf Körper und Psyche belegen. Wenn du noch keine 70 bist, ist die Antwort übrigens dieselbe: Fang am besten heute an.

Eine häufige Ausrede ist „Bis ich richtig gut bin, bin ich schon (zu) alt." Wenn das von dir kommen könnte, lies gerne unsere Antwort weiter oben auf die Frage: „Wie weit sollte ich nach einem Jahr sein?" zur Inspiration. Stell dir vor, du hättest bereits vor einem Jahr begonnen. Jetzt stell dir vor, wie sich dein Zukunfts-Ich in einem Jahr bei deinem heutigen Ich bedankt, weil du dir die Zeit genommen hast, jetzt zu beginnen. Beginne heute. Das ist immer der perfekte Zeitpunkt.

Frage: Was, wenn ich nicht genug Zeit habe?

Antwort: Die hast du bestimmt, du musst nur den richtigen Zeitpunkt finden. 20 Minuten am Tag reichen vollkommen aus. Wirf einen Blick auf deinen Kalender und finde ein Zeitfenster. Es ist dabei vollkommen egal, wann du spielst. Mozart war besonders kreativ zu den Randzeiten des Tages und spielte am liebsten sehr früh oder sehr spät, Strauss dagegen am liebsten am Vormittag.

Falls du bei einem Blick auf deinen Kalender wirklich kein 20-minütiges Zeitfenster finden solltest, gibt es immer noch die Möglichkeit, als erste Aktivität in der Früh oder als letzte Aktivität am Abend zu spielen. Wenn du nach dem Klavierspielen voller Energie bist, könnte gleich nach dem Aufstehen für dich funktionieren. Wenn die Übungsroutine eher entspannend ist, versuch es vor dem Schlafengehen. Probiere verschiedene Zeiten, um deine persönliche Routine zu perfektionieren. Tipp: Um ein gutes Verhältnis zu deinen Nachbarn wahren, empfehlen wir zu diesen Zeiten auf einem Digitalklavier oder Keyboard mit Kopfhörern zu spielen.

Frage: Was, wenn ich kein Talent habe?

Antwort: Talent ist nicht angeboren, Talent kommt mit dem Üben. Jeder professionelle Pianist und jede professionelle Pianistin hat hart gearbeitet, um so weit zu kommen. Anstelle von angeborenem Talent steht eine Mischung aus hochqualitativem Lernen, strukturiertem Üben und Motivation. Diejenigen, die scheinbar deutlich schneller lernen als alle anderen, haben nicht mehr Talent, sondern einfach eine Methode gefunden und behalten, die für sie funktioniert.

Wir hoffen, dir mithilfe dieses Ratgebers das Wissen und die Mittel zu geben, um deine beste Lernmethode, Übungsroutine und Motivation zu finden. Wenn du deine Methode gefunden hast, investiere die Zeit und verinnerliche das Wissen, um auf deinem Weg stetig besser zu werden.

Frage: Woher weiß ich, ob ich mit dem richtigen Fingersatz spiele?

Antwort: Es gibt nicht den einen "richtigen" Fingersatz. Die optimalen Bewegungen sind stark abhängig von der Größe deiner Hände, der Geschicklickeit und Beweglichkeit deiner Finger und dem Klang, den du erzeugen willst. Als Faustregel gilt: Ein guter Fingersatz beinhaltet so wenig Sprünge und Positionswechsel wie möglich. Finde Bewegungsabläufe, die sich gut anfühlen. Mit der Zeit wirst du Muster erkennen, die deine Finger später ganz automatisch spielen werden.

In den Noten wird der Fingersatz oft mit kleinen Zahlen ober- oder unterhalb der Noten angegeben. 1 bis 5 stehen für die fünf Finger deiner Hand. 1 bezeichnet den Daumen, 5 den kleinen Finger.

Für die Stücke auf flowkey haben sich PianistInnen viel Zeit für die Entwicklung des Fingersatzes genommen. Achte also im Video darauf, wie die Person die jeweilige Abfolge spielt. Sollte das für dich nicht funktionieren, kannst du natürlich immer einen anderen Fingersatz verwenden, mit dem du dich wohler fühlst.

Frage: Was, wenn meine Hände zu klein sind?

Antwort: Deine Hände sind ganz bestimmt nicht zu klein. Die Beweglichkeit deiner Finger wird sich mit der Zeit deutlich verbessern. Siehe dazu auch die Frage weiter oben bezüglich Fingerfertigkeit. Wie alles andere erfordert auch das einfach ein bisschen Übung und Geduld. Abgesehen davon gibt es großartige Pianisten mit kleinen Händen – denke zum Beispiel an diverse Wunderkinder. Oder auch Lee Shaw, die sogenannte „First Lady of Jazz", eine Ausnahmepianistin mit einer Körpergröße von 1,50m.

Für den Anfang spiele Stücke, deren aufeinanderfolgende Noten nicht weiter als eine Oktave auseinander liegen und vermeide die großen 5-Finger-Akkorde. Bei schnellen, eng aufeinanderfolgenden Noten hast du wahrscheinlich sogar einen Vorteil gegenüber Menschen mit größeren Händen. Und je öfter du große und schnelle Sprünge übst, desto mehr wirst du dich an die Bewegung gewöhnen und gleichzeitig deine Finger und Hände dehnen.