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Klavier lernen – Dein Ratgeber für den Einstieg

Kapitel 1Wie du das richtige Klavier oder Keyboard wählstKapitel 2Methoden um Klavierspielen zu lernen Kapitel 3Richtige Technik und Haltung beim Klavierspielen Kapitel 4Mit dem Klavierspielen beginnenKapitel 5Notenlesen lernen am Klavier (Die Grundlagen)
Kapitel 6Klavier ÜbenKapitel 7 Ziele & Motivation beim KlavierspielenKapitel 8Noten, Zeitangaben und DynamikKapitel 9KlavierpedaleKapitel 10Fragen und Antworten zum Klavierspielen

Kapitel 9

Klavierpedale

Klavier lernen – Dein Ratgeber für den Einstieg

Der Klang, der beim Klavierspielen entsteht, wird nicht ausschließlich von den Händen bestimmt. Mithilfe der Klavierpedale zu deinen Füßen kannst du den Klang zusätzlich auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Die richtige Benutzung der Pedale erlaubt eine Bandbreite an Klangvariationen – von subtilen Nuancen in der Dynamik bis zu deutlichen Veränderungen im Ton.

Unterschiedliche Pedale am Klavier

Moderne Digitalklaviere und akustische Klaviere haben für gewöhnlich drei Pedale, ältere akustische Klaviere nur zwei. In diesem Kapitel erklären wir die unterschiedlichen Effekte der jeweiligen Pedale, die richtige Technik, um sie zu verwenden und wie ihre Verwendung in Notenblättern angegeben wird. Als Anfänger musst du dir über die Pedale keine großen Gedanken machen. Die richtige Technik dahinter ist (relativ) fortgeschritten und muss dich in naher Zukunft nicht beschäftigen. Wenn du dich sicher genug fühlst oder einfach gerne mehr erfahren möchtest, lies einfach weiter.

Leisepedal, Sostenuto-Pedal und Haltepedal
Pedale am Klavier

Haltepedal oder Sustain-Pedal (rechts)

Erinnere dich an die Mechanik eines akustischen Klaviers (die wir in Kapitel 1 erklärt haben). In dem Moment, wo du den Finger von der Taste löst, stoppt ein Dämpfer die Saite und verhindert so den Nachhall. Das Haltepedal, das auch unter den Namen Sustain-Pedal, Forte-Pedal und Dämpferpedal bekannt ist, hebt alle Dämpfer gleichzeitig von den Klaviersaiten ab. So können die Saiten länger ausschwingen, obwohl die Tasten nicht mehr gehalten werden.

Saiten und Dämpfer in einem Flügel
Saiten und Dämpfer in einem Flügel

Nur sehr selten findet man Stücke, die das Haltepedal nicht verwenden. Artur Rubinstein nannte es gar die „Seele des Klaviers". Wenn du also auf einem Keyboard spielst und überlegst, ein einzelnes Pedal zusätzlich zu kaufen, solltest du dich für das Haltepedal entscheiden. Von allen drei Pedalen ist es jenes, dass du am meisten verwenden wirst. Geh zurück zu Kapitel 1 für mehr Tipps zum Kauf eines Haltepedals.

Leisepedal oder Una-Corda-Pedal (links)

In den meisten Fällen sind die Saiten eines akustischen Klaviers in Dreier-Gruppen an jeweils eine Note gebunden. Beim Spielen schlägt der Hammer auf alle drei Saiten und erzeugt einen vollen und hellen Klang. Auf einem Flügel wird die gesamte Hammermechanik beim Betätigen des Una-Corda-Pedals um einige Millimeter verschoben, so dass der Hammer nur zwei der drei Saiten berührt.

Der daraus resultierende Klang ist deutlich sanfter. Weil der Hammer einen anderen Teil der Saite berührt, hört man auch einen Unterschied im Ton. Auf älteren Flügeln berührte der Hammer sogar nur eine der drei Saiten, wodurch der Name „Una Corda", italienisch für „eine Saite", entstand. Bei einem normalen Klavier wird die Hammermechanik durch die Benutzung des Leisepedals näher zu den Saiten geschoben. Dadurch entsteht ein sanfterer Klang, der Ton bleibt aber gleich.

Sostenuto-Pedal (in der Mitte)

Das Sostenuto-Pedal hat eine ähnliche Funktion wie das Haltepedal, allerdings wirkt es nur auf Töne, die im Moment des Nutzens des Pedals bereits gespielt werden. Danach gespielte Noten werden nicht beeinflusst, es entsteht also eine Art selektive Haltefunktion, die den Klang nicht verwässern lässt.

Weil das Sostenuto-Pedal erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit in Klaviere eingebaut wird, ist seine Verwendung erst bei Stücken ab dem späten 20. Jahrhundert regelmäßig in Notenblättern angegeben. Nichtsdestotrotz entscheiden sich viele PianistInnen dafür, das Pedal auch bei früheren Werken progressiver Komponisten wie Debussy und Ravel zu verwenden.

Info

Zusätzliche Funktionen des dritten Pedals

Viele ältere Klaviere haben kein Sostenuto-Pedal. Wenn dein Klavier ein mittleres Pedal hat, solltest du in jedem Fall überprüfen, ob es ein Sostenuto-Pedal ist, denn es gibt auch mittlere Pedale mit anderen Funktionen. Manche Klaviere haben ein sogenanntes „Bass-Haltepedal", das ausschließlich die tieferen Töne hält. Eine andere gängige Variante ist eine Art Übungspedal (oder auch „Moderator-Pedal"), das den Klang noch sanfter und leiser macht als das oben erwähnte Leisepedal. Oft kommt es mit einer Verriegelungsfunktion, die dir erlaubt, insgesamt leiser zu spielen und so mögliche Nachbarn oder Mitbewohner nicht zu stören.

Verwendung der Pedale

Wenn du in einer optimalen Haltung am Klavier sitzt (siehe dazu auch Kapitel 3), sollten beide Füße komplett am Boden stehen. Platziere sie so, dass sich deine großen Zehen auf der Höhe des rechten und linken Pedals befinden. Wenn du ein Pedal benutzen möchtest, heb den vorderen Teil deines Fußes an und platziere den Fußballen auf dem abgerundeten Teil des Pedals. Bewege deinen Fuß in einer gleichmäßigen, bedachten Bewegung am Pedal. Deine Ferse bleibt dabei die ganze Zeit auf dem Boden. Wenn du ein Geräusch vom Pedal selbst hörst, weißt du, dass du es zu schnell und fest nach unten gedrückt oder es zu abrupt verlassen hast.

Verwende deinen rechten Fuß für das Haltepedal und deinen linken Fuß für das Leise- und Sostenuto-Pedal. Probiere die verschiedenen Pedale während des Spielens aus, um ein Gefühl für den jeweiligen Effekt im Klang zu bekommen. Im Folgenden findest du ein paar gängige Techniken für die Verwendung des Haltepedals:

  • Verzögertes oder „Legato"-Halten beschreibt die Technik, das Pedal zu nutzen, nachdem du eine Note gespielt hast. Danach lässt du los und trittst wieder, nachdem du die nächste Note gespielt hast. Diese am häufigsten verwendete Technik des Haltepedals sorgt für einen klanglich fließenden Übergang von einer Note zur nächsten, ohne insgesamt verwaschen zu klingen.
  • Halbes Halten bezeichnet das nur leichte Verwenden des Haltepedals, bei dem die Dämpfer die Saiten nur ganz leicht berühren. Verwende diese Technik, um einen satten, klaren Ton zu erhalten. Manche PianistInnen verwenden diese Technik für Beethovens „Mondscheinsonate" oder um Stücke von Mozart weniger „trocken" klingen zu lassen. (Aber Achtung: Die Nutzung von Pedalen ist in keinem einzigen Stück von Mozart explizit angegeben.)
  • Vorab-Halten beschreibt das Betätigen des Haltepedals vor dem Spielen der Note. Durch diese Technik wird der Dämpfer von der Saite genommen, bevor der Hammer sie berührt – es entsteht ein tiefer, satter Ton mit langem Nachhall. In der Praxis wird diese Technik nur sehr selten verwendet.
  • Beim Gleichzeitigen Halten (oder „direkten" bzw. „rhythmische Halten") betätigst du das Pedal gleichzeitig mit dem Spielen der Note. Der Rhythmus des Stücks wird dadurch betont, und die so unterstrichenen Noten besonders hervorgehoben. Auch diese Technik wird in der Praxis kaum verwendet.

Die Verwendung dieser verschiedenen Techniken macht einen großen Unterschied im Klang eines Stückes. Benutze die Pedale also mit Bedacht und achte darauf, dass die Verwendung zum Stil der Musik passt. Während lebendig und schnell Gespieltes durch die zu häufige Verwendung des Haltepedals an Charakter verliert, kann die gleiche Technik ein langsames Stück umso schöner klingen lassen.

Info

Häufiger Fehler: Überbeanspruchung des Haltepedals

„… die missbräuchliche Verwendung des Haltepedals zeugt von dem Versuch, einen Mangel an Technik zu überspielen. Der dabei entstehende Lärm tut sein bestes, die darunter liegende, ausgeschlachtete Musik zu übertönen." - Claude Debussy

Debussys Worte mögen hart klingen, aber sie haben einen wahren Kern. Die häufige Überbeanspruchung des Haltepedals führt zu einem verwaschenen, lauten Klang. Um diesen Effekt zu vermeiden, benutze die oben erklärte „verzögerte Haltetechnik": Drücke und löse das Pedal, nachdem (!) du eine Note gespielt hast. Die nachträgliche Nutzung gibt dem Dämpfer die benötigte Zeit, um die Schwingung der Saiten stoppen zu können.

Als Daumenregel gilt: Gerade bei Akkordwechseln sowie bei Melodien mit vielen benachbarten Noten sollte das Haltepedal nur sparsam verwendet werden. Achte darauf, wie sich der Klang verändert und vergleiche dein Spiel regelmäßig mit den Aufnahmen professioneller PianistInnen.

Pedalangaben in der Notenschrift

Manche Komponisten machen genaue Angaben dazu, wann ein Pedal verwendet werden soll. Darüber hinaus ist dir die Nutzung der Pedale selbst überlassen. Die verschiedenen Pedale haben unterschiedliche Symbole, zeigen aber immer an, wann du das Pedal betätigen und wann wieder loslassen sollst.

  • Haltepedal nutzen: „Ped." Loslassen: „✱”
  • Sostenuto-Pedal nutzen: „Sost. Ped." Loslassen: „✱”
  • Leisepedal nutzen: „una corda" Loslassen: „tre corda"
Pedal-Angaben
Pedal-Angaben