9 herausragende Stücke von Komponistinnen für Klavierspieler
Von Amy Beach bis Clara Schumann: Hier haben wir eine Auswahl unserer Lieblingsstücke für das Klavier zusammengestellt, die von Frauen komponiert wurden. Alle Stücke findest du in der flowkey-App.
Zuletzt aktualisiert am 25. Februar 2025
Mozart, Chopin, Beethoven – die berühmtesten Komponisten der klassischen Musikgeschichte sind allesamt männlich. Wer den Fokus allerdings nur auf die Männer hinter der Musik legt, begeht einen entscheidenden Fehler. Zu schnell entgeht einem die Musik zahlreicher weiblicher Komponistinnen, die einen unermesslichen Einfluss auf die Musikgeschichte hatten – und das allen Hindernissen zum Trotz.
In diesem Artikel lernen wir einige dieser wegbereitenden Frauen kennen. Darunter Amy Beach, der es gelang, sich von den typischen Klassen- und Geschlechterrollen ihrer Zeit sowie den Erwartungen ihrer Familie zu befreien – um mit 44 Jahren späten Ruhm zu erlangen. Oder auch Clara Schumann, deren musikalische Karriere schon lange vor ihrer Ehe mit dem Komponisten Robert Schumann Fahrt aufgenommen hatte.
Ihre Geschichten – wie so viele andere – verdienen es, geehrt zu werden. Und vielleicht ist die beste Art, diesen bahnbrechenden Komponistinnen zu gedenken, ihre Musik selbst am Klavier zu spielen. Im Folgenden findest du unsere liebsten Klavierstücke, die von Frauen komponiert wurden – und die du allesamt mit flowkey lernen kannst.
9. Euphemia Allen - Chopsticks Waltz
Ein lustiges Experiment
Es gibt wahrscheinlich kaum ein anderes Stück, auf das der Begriff One-Hit-Wonder besser zutrifft als auf „Chopsticks Waltz“, auch bekannt als „Chopsticks“. Dieser anfängerfreundliche Klassiker der britischen Komponistin Euphemia Allen wurde erstmals 1877 unter ihrem Pseudonym Arthur de Lulli veröffentlicht. Das Stück, das Allen mit nur 16 Jahren schrieb, blieb ihre erste und einzige Komposition, die je das Licht der Öffentlichkeit erblickte.
Nach den Anweisungen der Komponistin soll man beim Spielen der Melodie so tun, als würde man auf die Klaviertasten „einhacken“. Die Handflächen zeigen dabei zueinander und die kleinen Finger nach unten.
Obwohl du mit der flowkey-App auch konventionellere Fingersätze üben kannst, möchten wir dich hiermit ermutigen, es in der Einsteiger-Version einmal auf diese Weise zu versuchen – es macht wirklich Spaß!
Der empfohlene Fingersatz in der flowkey-Einsteiger-Version eignet sich übrigens auch dann gut, wenn du üben möchtest, mit beiden Händen zu spielen, da du bei diesem Stück mit jeder Hand abwechselnd nur eine Note spielen musst.
Dieses Stück wurde als Duett-Version arrangiert – sodass du es auch zusammen mit Freunden spielen kannst!
8. Helen Rhodes - Because
Der Klang der Liebe
Helen Rhodes wurde 1858 geboren und war eine englisch-französische Komponistin, Pianistin und Lehrerin, die ihre Werke unter dem Pseudonym Guy d’Hardelot veröffentlichte. Der Liedtext von „Because“ ist besonders romantisch und handelt von den Freuden junger Liebe. Das Original wurde zwar auf Französisch verfasst, aber wir haben hier einen Ausschnitt aus der offiziellen englischen Übersetzung für dich:
Because you speak to me in accent sweet,
I find the roses waking 'round my feet,
And I am led through tears and joy to thee,
Because you speak to me!
Dieses Lied eignet sich hervorragend für Klavierspielerinnen und Klavierspieler aller Erfahrungsstufen. Während die Einsteiger-Version aus einer einfachen Melodie mit Begleitung besteht, enthält die Version für Fortgeschrittene klangvolle Akkorde für beide Hände. Wer besonders ambitioniert ist, kann sogar versuchen, mitzusingen.
7. Maria Szymanowska - Barkarola
Alle an Bord
Maria Szymanowska war eine polnische Komponistin und eine der ersten professionellen Klaviervirtuosinnen des 19. Jahrhunderts. Nachdem sie lange durch ganz Europa tourte, ließ sie sich schließlich in St. Petersburg nieder. Dort arbeitete sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1831 als Komponistin am Königshof, gab Konzerte, unterrichtete Musik und betrieb obendrein einen Salon.
Barkarolen (auf Italienisch: Barcarole) gehen auf die Volkslieder venezianischer Gondolieri zurück und sind stilistisch an diese Schifferlieder angelehnt. Die meisten Barkarolen – so auch diese Komposition – folgen dem 6/8-Takt. Versuche beim Spiel von Szymanowskas „Barkarola“, das sanfte Schaukeln eines Schiffes mit deiner Phrasierung nachzuahmen.
6. Amy Beach - The Returning Hunter No. 2 - Eskimos Op. 64
Ein munteres Volkslied
Amy Beach war eine amerikanische Komponistin und Pianistin. Obwohl sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten am Klavier bereits früh als musikalisches Wunderkind galt, stellten sich ihre Mutter und ihr Ehemann ihrer Karriere in den Weg. Beide vertraten die weit verbreitete Meinung, dass es sich für Frauen der oberen Schichten nicht schickte, vor Publikum aufzutreten.
Dennoch gab Amy eine Handvoll Konzerte für wohltätige Zwecke und machte sich dadurch einen Namen als Komponistin. Nachdem ihre Mutter und ihr Ehemann verstorben waren, gelang Amy eine erfolgreiche Karriere als Solopianistin. Losgelöst von alten Begrenzungen spielte sie vor ihrem Tod im Jahr 1944 zahlreiche Konzerte in den USA und Europa.
„The Returning Hunter“ ist das zweite von vier Stücken unter dem Namen Eskimos – ein historischer Begriff – die vom indigenen Volk der Inuit inspiriert wurden. Durch die schnelle Melodie mit klaren Rhythmen ist dieses Stück besonders gut für fortgeschrittene Klavierspielerinnen und Klavierspieler geeignet.
Achte beim Spielen darauf, den Kontrast zwischen der fröhlichen, wiederkehrenden Melodie zu Beginn und den fließenden Linien im Mittelteil deutlich herauszuarbeiten – insbesondere durch unterschiedliche Artikulation.
5. Amy Beach - Scottish Legend
Musik, um in sich zu gehen
„Scottish Legend“, das ebenfalls aus Amy Beachs Feder stammt, ist ein deutlich langsameres und dunkleres Stück als „The Returning Hunter“. Das bedeutet aber nicht, dass deine Finger dabei weniger gefordert wären. Es enthält durchgängig bewegte Akkorde und zahlreiche Verzierungen wie sogenannte Vorschlagsnoten und Arpeggios. Achte neben all den Akkorden und Verzierungen auch darauf, dass die Melodie der Hauptstimme klar zur Geltung kommt.
Spielen mit Gefühl
Musik erlaubt es auf wundervolle Weise, Gefühle ganz ohne Worte zu vermitteln. So lassen sich in deinem Spiel zahllose Emotionen hervorheben – und sogar erzeugen: etwa durch Rhythmus- und Tempowechsel oder durch das Experimentieren mit dem Haltepedal. Wie du Musik interpretierst, bleibt dabei ganz dir überlassen. Probier dich ruhig nach Lust und Laune aus.
4. Clara Schumann - Notturno No. 2, Op. 6
Der Klang der Nacht
Clara Schumann war Konzertpianistin, Komponistin und Musiklehrerin und zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Klaviergeschichte. Sie wurde 1819 in der deutschen Stadt Leipzig geboren. Als Kind musikalischer Eltern erhielt sie bereits mit vier Jahren ersten Klavierunterricht und galt früh als musikalisches Wunderkind.
Mit 21 Jahren – als sie bereits eine erfolgreiche Pianistin war – heiratete sie den Komponisten Robert Schumann.
Ein Notturno oder Nocturne, auf Deutsch auch „Nachtmusik“ genannt, ist ein Stück, das für die Abend- oder Nachtstunden geschrieben wurde oder von nächtlicher Stimmung inspiriert ist. Der Begriff leitet sich vom lateinischen nocturnus ab, was „nächtlich“ bedeutet.
Diese spezielle Komposition ist das zweite Stück aus den sechs Soirées Musicales, einer Sammlung, die Clara Schumann als Teenager komponierte. Obwohl das Stück eine sehr träumerische Stimmung erzeugt, müssen Klavierspielerinnen und Klavierspieler hier ihre Spielfertigkeit unter Beweis stellen.
Wenn du bereit bist, dich dieser Herausforderung zu stellen, solltest du dich auf blitzschnelle Acciaccaturen und Synkopen gefasst machen.
3. Clara Schumann - Ballade No. 4 in Dm, Op. 6
Ein Lied, hinter dem sich eine Geschichte versteckt
Diese „Ballade“ ist das vierte Stück aus den Soirées Musicales, aus der auch das vorherige „Notturno“ stammt. Ursprünglich bezeichnen Balladen Gedichte oder Lieder, die eine Geschichte erzählen. Der Begriff kann jedoch auch für Instrumentalstücke verwendet werden, die zwar ohne Gesang auskommen, aber dennoch stark ausgeprägte erzählerische Elemente besitzen.
Da dieses Stück keinen Text hat, liegt das Erzählen der Geschichte ganz in den Händen der Interpretin oder des Interpreten. Wie „Notturno“ ist auch diese Komposition reich an komplexen Verzierungen und rhythmischen Herausforderungen – und daher besonders für Fortgeschrittene und Expert:innen geeignet.
2. Lili Boulanger - Cortège
Musik für festliche Anlässe
Lili Boulanger wurde 1893 geboren. Durch ihren Vater Ernest Boulanger, Professor am Pariser Konservatorium, und seine Frau, die russische Prinzessin Raïssa Myschetskaja und frühere Schülerin, war Musik von Anfang an ein zentraler Bestandteil ihres Lebens.
Zu Beginn ihrer musikalischen Ausbildung begleitete sie ihre ältere Schwester Nadia zu deren Unterricht am Pariser Konservatorium. Aus beiden Schwestern wurden später berühmte Komponistinnen und Pianistinnen. Lili, die jüngere der beiden, war die erste Frau, die den Prix de Rome für Komposition erhielt.
„Cortège“ bedeutet auf Französisch „Umzug“ und klingt ganz eindeutig festlich. Mit diesem Stück zeigt Boulanger ihren impressionistischen Kompositionsstil von seiner besten Seite. Es beginnt und endet zwar in D-Dur, enthält jedoch gleichzeitig modale und chromatische Elemente, die die Tonart stellenweise beinahe auflösen.
Wenn du dich an dieses Stück heranwagen möchtest, achte auf die fünf Kreuze vor dem Notensystem – und auf die vielen Versetzungszeichen im Mittelteil!
1. Cécile Chaminade - 6 Romances sans paroles No. 2, Op. 76
Ausdruck ist alles
Cécile Chaminade war eine französische Komponistin und Pianistin – und zudem die erste Frau, die mit der Légion d’honneur, dem höchsten französischen Verdienstorden, ausgezeichnet wurde. Nachdem sie sich in der Welt der klassischen Musik einen Namen gemacht hatte, gab Chaminade ausschließlich Konzerte, bei denen sie ihre eigenen Kompositionen vortrug.
Bevor sie 1944 verstarb, zählten viele Berühmtheiten zu ihren Fans – darunter auch die britische Königin Victoria.
Dieses ausdrucksstarke Erzähllied – auch Romanze genannt – steht in E-Dur und klingt dadurch unbeschwert und hoffnungsvoll. Die Melodie wird überwiegend im Wechsel zwischen der linken und rechten Hand gespielt.
Fließende Linien wie diese sind tief in der französischen Romantik verwurzelt und eignen sich besonders gut für Klavierspielerinnen und Klavierspieler, die lernen möchten, ein expressives Rubato zu spielen.
Lerne weiter mit der flowkey-App
Alle Stücke aus diesem Artikel – und viele weitere Werke von Komponistinnen – kannst du mit der flowkey-App lernen. flowkey macht es einfach und unterhaltsam, neue Songs zu lernen, und unterstützt dich auf deiner Klavierreise mit gezielten Übungen und ausführlichen Tutorials von professionellen Musikern. Lade dir jetzt die flowkey-App herunter und beginne noch heute zu lernen.
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